
Nächster Innovationsschritt - Digitale Baugenehmigung und KI
In Thüringen sollen Digitale Baugenehmigungen mit Hilfe von KI bald noch schneller erteilt werden können. Ein erstes Pilotprojekt wurde Anfang Oktober gestartet.
- Pilotprojekt in Thüringen testet KI im digitalen Bauantrag
- Bauanträge werden noch schneller und einfacher
- Komplexe Bauvorhaben sollen zukünftig digital abgebildet werden
- Thüringen arbeitet eng mit Mecklenburg-Vorpommern zusammen
Digitale Baugenehmigung und KI – Thüringen startet erstes Pilotprojekt
Mit der Digitalen Baugenehmigung wurde bereits ein wichtiger Meilenstein im Bauwesen erreicht. Bauanträge können dank Digitalisierung noch schneller erteilt werden, was für alle Beteiligten vom Bauherrn bis zum Entwurfsverfasser von Vorteil ist. Am 30.09.2025 folgte nun die nächste Ausbaustufe. In Thüringen wurde das erste KI-Pilotprojekt für noch schnellere digitale Bauanträge gestartet.
KI als Booster für Digitale Bauanträge
Von der ersten Idee bis zur Umsetzung von Bauprojekten vergeht in Deutschland immer noch viel Zeit. Mit der Digitalisierung der Baugenehmigung als EfA-Leistung hat das DVZ Mecklenburg-Vorpommern vorgelegt und dafür gesorgt, dass in mittlerweile 13 Bundesländern Bauanträge papierlos gestellt werden können. Damit zeigt sich, dass Digitalisierungsprojekte in Deutschland durchaus erfolgreich sein können. Denn innerhalb von einem Jahr sind bis zum dritten Quartal 2025 fast 45.000 Anträge digital bei den angebundenen Baubehörden eingegangen. Fast alle 10 Minuten wird somit ein Bauantrag digital gestellt.
Die Digitalisierung des Bauantragsprozesses ist damit ein erster wichtiger Schritt. Thüringen geht nun den nächsten und setzt KI beim digitalen Bauantrag ein. Damit sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren noch schneller und einfacher werden.
Kontrollierter Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung
Der Start des Pilotprojekts erfolgte am 30.09.2025 im Rahmen des Kick-Off-Meetings des Innovationsprojekts "Automatisierte Entscheidungsunterstützung in kommunalen Baugenehmigungsverfahren".
Hierfür arbeiten das Thüringer Ministerium für Digitales und Infrastruktur (TMDI) und die Rulemapping Group mit den unteren Bauaufsichtsbehörden der Landkreise Greiz und Saalfeld-Rudolstadt zusammen. Die Die Rulemapping Group als technischer Dienstleister entwickelt KI-gestützte Lösungen um u.a. komplexe Regelwerke wie Gesetze zu modellieren und zu automatisieren. Die neue, durchgängig automatisierte Methode soll bei der Digitalen Baugenehmigung aufzeigen, wie sich prozessuale Abläufe rechtskonform, effizient und medienbruchfrei gestalten lassen.
Zum Einsatz kommt sogenannte „regelbasierte KI. Sie „übersetzt“ natürlichsprachliche Gesetze in maschinenlesbare Entscheidungslogiken. Dank dieser Vorarbeit der KI können digitale Bauanträge zukünftig automatisiert formell und materiell geprüft, und planungsrechtlich bewertet werden. Darüber hinaus kann KI die Überwachung von Fristen automatisieren und so Fachbehörden und Sachverständige digital einbinden, bei gleichzeitiger Entlastung der Behörden.
Die Grundlage für die zum Einsatz kommende Künstliche Intelligenz ist eine sogenannte „hybride Architektur“. Sie basiert auf Entscheidungsbäumen der juristischen Logik und KI als sogenannte „Rule AI“. Dadurch werden rechtskonforme, transparente Prüfprozesse sichergestellt. In der Zukunft sollen so auch die Bescheide für Baugenehmigungen automatisiert erstellt werden, bei gleichzeitiger Qualitätssicherung durch Menschen im sogenannten „Human-in-the-Loop-Modus“ (HITL). Ein weiterer Vorteil des hybriden Ansatzes: Manuelle Fehler werden deutlich reduziert.
Im Unterschied zu vielen KI-Tools und Sprachmodellen, wie sie viele Menschen aus der Praxis kennen, soll das von der Rulemapping Group entwickelte Modell keine Halluzinationen erzeugen, also falsche, frei erfundene Tatsachen.
Enge Kooperation mit dem DVZ Mecklenburg-Vorpommern
Das Land Thüringen arbeitet bei seinem KI-Projekt eng mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und so mit dem DVZ-MV zusammen, das im Rahmen des Onlinezugangsgesetz (OZG) als federführendes Land die „Einer-für-Alle“-Lösung (EfA) „Digitale Baugenehmigung“ entwickelt. Das Ziel der bestehenden Kooperation besteht darin, die in Thüringen erprobte Rulemapping-Technik mittelfristig noch tiefer in die Digitale Baugenehmigung zu integrieren, um so länderübergreifend davon profitieren zu können. Dank der Einbindung von KI soll es in Zukunft auch möglich sein, noch komplexere Bauantragsprozesse digital durchzuführen.
Christian Pegel, Minister für Inneres und Bau des Landes Mecklenburg-Vorpommern dazu: „Die digitale Baugenehmigung bietet die optimalen Rahmenbedingungen für die Erprobung und Umsetzung der Automatisierung von Genehmigungsverfahren. Das gesamte Spektrum der Komplexität – von einfachen Bauvorhaben bis hin zu hochkomplexen Projekten – kann abgebildet werden. Bürgernah, transparent und flächendeckend schaffen wir die Möglichkeit, Erkenntnisse unmittelbar einer echten Wirkung zuzuführen. Dadurch werden Planungs- und Genehmigungsprozesse erheblich beschleunigt, die Verwaltung entlastet und die Nachvollziehbarkeit für alle Beteiligten gestärkt. Genau für diese Weiterentwicklungen, wie sie jetzt durch Thüringen umgesetzt wird, haben wir die Einer-für-Alle-Lösungen geschaffen: Ein Bundesland entwickelt eine Software, die anschließend von allen anderen Bundesländern genutzt werden kann. Gemeinsam gehen wir nun einen nächsten Schritt in der Digitalisierung unserer Behörden und schaffen so eine zukunftsfähige, effiziente und bürgerfreundliche Verwaltung.“
Die Wissenschaft ist ebenfalls am neuen KI-Projekt der Digitalen Baugenehmigung interessiert
Künstliche Intelligenz ist in Wissenschaft und Forschung ein großes Thema. Das gilt auch für KI im digitalen Bauantrag. Deshalb wird das Thüringer Pilotprojekt von der TU München und der Hochschule Schmalkalden wissenschaftlich begleitet. Die Aufgabe der Forschenden ist es zu prüfen, ob die Automatisierungen rechtskonform sind und nachvollziehbar bleiben.
Die Digitale Baugenehmigung mit KI als Vorreiter zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung
Die Digitale Baugenehmigung zeigt einmal mehr, dass Innovation in der Verwaltung in Deutschland möglich ist. Gleichzeitig belegt das Pilotprojekt, dass von der Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern die gesamte Verwaltung in Deutschland profitieren kann. Gleichzeitig kann das Projekt zu mehr Akzeptanz von KI in Behörden beitragen und langfristig Mitarbeitende sowie Antragstellende entlasten.
Mehr Informationen:
- https://www.ardmediathek.de/video/mdr-thueringen-journal/ki-forum-in-erfurt-zeigt-einsatzmoeglichkeiten/mdr/
- https://digitales-infrastruktur.thueringen.de/medienservice/medieninformationen/medieninformation/schnellere-baugenehmigungen-in-thueringen-tmdi-startet-ki-pilot-projekt-mit-rulemapping-group-fuer-effizientere-verfahren
Foto: TMDI: B. Schmidt